KI ist ein nützliches Tool, aber kein Allheilmittel
Von Rad Sethuraman, Vice President of Product Management bei Cambium Networks
Wenn es in der Tech-Welt eine Konstante gibt, dann ist es das andauernde Tauziehen zwischen Hype und Realität. Wir alle haben schon mehrmals beobachtet, wie die üblichen Mechanismen eintreten, sobald eine neue Technologie auf den Markt kommt. Mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz (KI) geht es erneut zurück in die Zukunft; nun fragen wir alle uns natürlich, wie dieser vielversprechende Fortschritt das Management von WLAN-Netzwerken verändern kann. Doch Netzwerkmanager sollten auch einen genaueren Blick darauf werfen, was ein Umstieg auf KI-Tools in der Praxis bedeutet. Denn es ist wichtig, den Hype von der Realität zu trennen.
In der Tat können KI-Tools für das Netzwerkmanagement bahnbrechend sein – sie versetzen Administratoren in die Lage, Probleme in Echtzeit zu erkennen.
Mit der zunehmenden Komplexität von Netzwerken sowie der Vielzahl an unterschiedlichen Geräten ist die Arbeit von WLAN-Netzwerkmanagern deutlich schwieriger geworden. Die Budgets schrumpfen immer weiter, zudem herrscht nach wie vor ein großer Fachkräftemangel. Dies führt zu überlasteten IT-Abteilungen.
KI-Tools können hier eine Lösung sein. Mithilfe von künstlicher Intelligenz können Problemeim WLAN-Netzwerk deutlich schneller behoben werden. Störungen zu beheben, bevor sie kritisch werden, führt zu geringeren Ausfallzeiten und zu einer verbesserten Leistung – bei gleichzeitiger Senkung der Gesamtkosten. Auch die Kunden profitieren, da es mit dem Einsatz von KI weniger Support-Anrufe und Beschwerden gibt.
Genaue Bestandsaufnahme der vorhandenen Infrastruktur
Doch wie genau kann künstliche Intelligenz die IT-Branche unterstützen? Es ist empfehlenswert, bei Problemen und Störungen eine Momentaufnahme des gesamten WLAN-Netzwerks zu machen und diese Daten in die KI einzuspeisen. So lässt sich genau herausfinden, was passiert ist. Hängen die Probleme des WLAN-Netzwerks mit einer Störung am WLAN Access Point zusammen? Oder mit dem Supportnetz?
Mithilfe von KI kann man sich nun in einem Bruchteil der Zeit, die die Fehlersuche früher beanspruchte, ein genaues Bild von der aktuellen Lage und den Problemen des WLAN-Netzwerks machen. Des Weiteren können KI-Tools durch maschinelles Lernen (ML) mit im WLAN-Netzwerk erkannten Problemen trainiert werden. Dafür können auch Daten aus anderen Netzwerken genutzt werden. So lässt sich sicherstellen, dass sich einmal erkannte Probleme nicht an anderer Stelle wiederholen.
Mit KI Big Data entschlüsseln
Künstliche Intelligenz kann besonders dann nützlich sein, wenn eine hohe Zahl an Client-Telemetriedaten analysiert werden muss. Um diese Unmengen an Big Data auszuwerten, war bislang qualifiziertes Fachpersonal vonnöten. Unternehmen oder Einrichtungen ohne entsprechende IT-Abteilung oder Budgets konnten diese Daten jedoch oftmals nicht nutzen.
Mithilfe von KI-Tools lässt sich dieses Problem nun lösen. Unternehmen können jetzt dank künstlicher Intelligenz wichtige Erkenntnisse über ihr Netzwerk gewinnen. Dazu gehören:
- Welche Applikationen und Clients haben eine schlechte Netzwerkleistung?
- Was sind die Hauptursachen für schlechte Performance oder Abbrüche?
- Welche Standorte, Bereiche oder Access Points sind voll ausgelastet, und welche Änderungen am Netzwerk sind erforderlich, um die Situation zu verbessern?
- Kann das Netzwerk fortlaufend automatisch gescannt werden, um eine gute Sicherheitslage aufrechtzuerhalten?
- Bringen IoT-Geräte Sicherheitslücken mit sich?
- Funktionieren die Netzwerkdienste auch in Spitzenzeiten einwandfrei und reibungslos?
Lassen Sie sich nicht vom Hype mitreißen
KI wird für das WLAN-Netzwerkmanagement ohne Zweifel immer wichtiger. Mit zunehmender Rechenleistung wird auch die Technologie immer besser. Aber bei der Verwendung sollte man vorsichtig sein – denn KI-Tools sollten nicht wahllos angewendet werden.
Einige alltägliche und manuelle Aufgaben sollten immer noch „nur“ automatisiert bleiben. Für Netzwerk-Patches sind beispielsweise keine KI-Tools notwendig. Deshalb glaube ich, dass nicht das gesamte Netzwerkmanagement auf KI umgestellt werden sollte.
Vor dem Einsatz von KI in Ihrem WLAN-Netzwerk sollten Sie sich drei grundlegende Fragen stellen:
- Welches Problem muss ich genau lösen? Sich zunächst nur auf den individuellen Anwendungsfall zu konzentrieren, mag rudimentär erscheinen, diese grundlegende Frage wird aber zu oft ignoriert.
- Passt das KI-Tool in mein Budget? Auch diese Frage erscheint trivial. Unternehmen, die auf künstliche Intelligenz setzen, sollten aber auch diesen Punkt beachten.
- Liefert das ausgewählte KI-Tool wirklich zuverlässig die gewünschten Ergebnisse? So können Sie sicherstellen, dass die künstliche Intelligenz im Netzwerk wirklich die gewünschten Ergebnisse bringt und das Problem löst.
Wählen Sie pragmatisch und nicht auf der Grundlage eines Hypes
Es gibt eine ganze Reihe von nützlichen Tools für das WLAN-Netzwerkmanagement. Einige davon sind KI-gestützt, andere nicht. Lassen Sie sich nicht von dem Hype anstecken. Achten Sie stattdessen darauf, dass Sie die Tools auswählen, die auch Ihr individuelles Problem lösen. Andernfalls werden Ihre Ausgaben nur exponentiell ansteigen.
Vor allem aber sollten Sie bedenken, dass die Umstellung auf KI nicht über Nacht erfolgen wird. In meiner Laufbahn habe ich es regelmäßig erlebt, wenn Märkte hinsichtlich neuer Technologien das richtige Gleichgewicht zwischen Begeisterung und übermäßigem Vertrauen finden müssen. Die Verwendung von KI-Tools ist sehr aufregend, sollte aber in kleinen Schritten geplant werden.